Conrad Schnitzler & Baal & Mortimer – Con-Struct (VÖ: 30.09.22/Bureau B)
Was ist das Konzept der Con-Struct-Serie?
Auf seinen täglichen Exkursionen durch die Soundvielfalt seiner Synthesizer hat Conrad Schnitzler immer wieder Klänge, die ihm besonders gefallen haben, auf Band gespeichert, um sie bei Live-Performances mitei- nander kombinieren zu können. Im Laufe der Zeit ist auf diese Weise ein riesiges Klangarchiv entstanden. Anfang der 2010er erhielt der Produzent der Con-Struct-Serie, Jens Strüver, Zugang zu dieser Soundbibliothek. Beim Erkunden kam er auf die Idee, daraus neue Kompositionen anzufertigen, zu con- struieren; es handelte sich also nicht um Remixe. Nachdem auf diese Weise das erste „Con-Struct“-Album aufgenommen war, beschloss er, daraus eine Serie zu machen, in der verschiedene Elektronikmusiker ihren Zugang zum einzigartigen
Schnitzler’schen Klangkosmos dokumentieren.
Baal & Mortimer über Con-Struct
Conrad Schnitzlers Musik begegnete mir zum ersten Mal in Düsseldorf im Salon des Amateurs, ungefähr 2007
oder 2008, definitiv in den frühen Morgenstunden, in Form seines Stückes Das Tier. Sein Name tauchte relativ oft auf, wie er eben verwurzelt ist in einem bestimmten Diskurs zu Experimentalmusik und Kraut und ich hörte seine Platten sehr gerne. Die Arbeit mit seinem Archiv brachte jedoch noch einmal eine ganz andere, sehr physische Intensität.
Anstatt das Material ausschließlich aus sich selbst heraus umzuarbeiten, entschied ich mich dafür Spuren von
Melodien, Harmonien und Noten herauszuschälen und diese als Ausgangspunkt für weitere Entwicklungen und
Neukompositionen zu nutzen.
Schnitzlers Archiv wurde so Grundlage und Basis, von der sich ein Prozess des Aufbauens und Wegmeißelns ergab. Durch das Abspielen in falscher Geschwindigkeit, dehnen, verzerren und verstellen, entstanden fraktale Strukturen, aus denen sich der nächste Schritt mitentwickelte, ähnlich einer in Gang gesetzten Chaosmagie. Ich verinnerlichte seine Arbeitsweise keine Regeln zu haben bevor die erste Note gespielt wird, keine Tonart, kein Metrum, und nur der Linearität der Musik zu folgen.